Armut

1860
Vor rund 150 Jahren herrschte in Meiringen grosse Armut. In den heimischen Küchen wurden aufgrund einer Hungersnot gar Nesseln, Kräuter und Gräser gekocht und gegessen. Um 1850 sanken die Löhne eines gewöhnlichen Arbeiters auf sechs alte Batzen (86 Rappen) Taglohn.
Ein ungewöhnlicher Industriezweig, der im Oberhasli und unter anderem auch in Meiringen in den folgenden Jahren ein wenig Wohlstand brachte, war die Seidenweberei.
Es ist wohl kaum verwunderlich, dass bis in diese Zeit hinein viele junge Männer den Dienst in einer Armee in der Fremde (meist bei den Neapolitanern oder den Holländern) dem ärmlichen Leben in der Heimat vorzogen.

1854 rückte Meiringen durch die Errichtung des Telegraphen der übrigen Welt bedeutend näher – auch wenn mancher Dorfbewohner dafür wohl noch nicht bereit war. So wollte beispielsweise das alte "Steffel Anni" seinem Hans ein Paar Strümpfe mit dem Telegraphen senden. Ausserdem verursachten die "singenden" Stangen damals oft noch einen Menschenauflauf.
Auch bezüglich der verkehrstechnischen Erschliessung gabs in diesem Jahrzehnt einen Fortschritt: Ab 1856 fuhr das erste Dampfschiff auf dem Brienzersee. Zuvor musste mit Ruderbooten über den See gesetzt werden.